Freitag, 8. Februar 2013

Strand, Gewürze und Fledermäuse

Unsere Haut ist braun, unsere Beine zerkratzt und mit Mosquitostichen übersäht, wir haben uns an die täglichen Stromausfälle und daran, dass morgens und abends ein scharfer Rauch in der Luft liegt, weil der Müll verbrannt wird, gewöhnt.  Wir haben gelernt, dass es eigentlich so etwas wie ein indisches Curry gar nicht gibt. Curry leitet sich von dem tamilischen Wort für Soße (Kari) ab und ist ein Begriff unter dem die Briten die große Vielzahl an Masala (dt. Gewürz) Gerichten zusammengefasst haben. Wir stören uns auch nicht mehr daran, dass die Teller, von denen wir diese Gerichte an Straßenständen essen - mit der Hand natürlich- , nur kurz unter aus einer Tonne geschöpftem Wasser,  abgespült werden.

In den letzten Wochen haben wir uns quasi von Strand zu Strand Richtung Süden gehangelt. In Südgoa  haben wir in hübschen Bambushütten unter Kokospalmen mit Veranda mit Meerblick gewohnt. Wir haben das Meer genossen, waren mit  einem Kayak paddeln und sind mit dem Moped ins Blaue gefahren und dabei auf Tempel, wunderschöne tropische Landschaften und wirklich verlassene Strände gestoßen. Nach einer langen, aber entspannten Fahrt auf den schmalen Straßen eines Nationalparks sind wir mit einem englisch-portugiesischem Pärchen, das wir unterwegs kennen gelernt haben, ca. 45 Minuten durch den Jungle gekrakselt, um in dem kalten Wasser des Beckens eines Wasserfalls zu baden.
Je weiter es Richtung Süden ging, desto 
entspannter, ruhiger und einfacher wurde es an den Stränden. Unser letzter Halt war Om-Beach bei Gokarna, einer kleinen Pilgerstadt südlich von Goa. Wir hatten gehört, dass es dort so sein sollte wie in Goa vor 10-20 Jahren. Ob dies stimmt, kann ich nicht beurteilen, aber Om-Beach war ein Träumchen!  Ein hübscher etwas abgelegener Strand mit wenigen einfachen Bars, hinter denen sich zwischen tropischen Gewächsen einfachste Hütten befinden. Unsere hatte z.B. keinen Boden, sondern stand einfach auf dem Sand. Sie bestand aus ein Holzbrett mit vier Beinen, bedeckt mit einer dünnen, steinharten Matratze (Bett) und einem Dach aus Palmenblättern. So einfach wie unser Schlafplatz ist auch das Leben am Om-Beach. Man lernt schnell Gleichgesinnte kennen, verbringt die Tage entspannt in einer Hängematte, abends werden  Jamsessions gestartet  oder ein Lagerfeuer am Strand gemacht. Beim Einschlafen hört man nur das Rauschen der Wellen und das Zirpen der Grillen.

An einem Tag haben wir uns aus der Gemütlichkeit, in die einen dieser Strand versetzt, gerissen und uns auf den Weg zu dem Dorf Gokarna gemacht. Leider haben wir dabei nicht den richtigen Weg gefunden, sondern sind einem schmalen Pfad entlang der Klippen gefolgt. Weil wir immer dachten, bald da zu sein, haben wir uns dabei durchs Gebüsch geschlagen und sind an Felswänden entlang geklettert. So hatten wir anstatt 20 Minuten gemütlichen Fußweg ca. 2 Stunden Abenteuertour  hinter uns als wir überhitzt und fast verdurstet – und Claudius mit komplett zerrissener Hose -   in Gokarna angekommen sind. Für Claudius war der Ausflug aber trotzdem ein Erfolg, weil er sich eine Trommel erstanden hat, auf der er jetzt schon mal fürs Tablaspielen üben kann... und dies auch seit dem ständig tut.
Vor ein paar Tagen haben wir uns mit dem Entschluss uns Indien jetzt auch jenseits der Strände anzusehen losgerissen – wir hätten ohne weiteres noch Wochen glücklich an Om-beach verbringen können-  und haben einen Nachtzug nach Cochin in Kerala genommen. Die schmuddeligen Pritschen im Sleeper waren verdammt hart, das Abteil voll und die Nacht lang, aber dafür im Vergleich zum Nachtbus mit weniger Todesängsten verbunden, da Züge ja bekanntlich auf Gleisen und nicht im halsbrecherischen Straßenverkehr fahren J.  
Völlig übernächtigt in Cochin angekommen haben wir zum ersten Mal wieder Wolken am Himmel gesehen. Darunter eine kaum erträgliche schwüle Hitze. Abends hat es dann auch für uns das erste Mal geregnet und gewittert, was uns aber wie eine riesige Erleichterung vorkam.

Wir sind durch die Straßen und Gassen gestreunt, haben den Gestank offener, am Bordstein verlaufender Abwasserleitungen eingeatmet, Fischer mit riesigen chinesischen Netzkonstruktionen beobachtet, sind mit der Fähre gefahren und waren stolz, weil wir die lokalen und billigen Restaurants abseits des Touriviertels gefunden haben. Abends konnten wir beobachten wie ein riesiger Schwarm Fledermäuse über unseren Köpfen über einen genauso riesigen Schwarm Mosquitos hergefallen ist.

Heute haben wir einen Bootsausflug in die Backwaters gemacht und dabei in kleinen Dörfchen gesehen, wie man aus Kokosnüssen Seile macht und wie die verschiedenen Gewürze angebaut werden. Ich wusste garnicht, dass Zimt Baumrinde ist! Habe ihn heute ganz frische probiert, genau wie Pfeffer, Lorbeer, Nelke und Muskatnuss und –blüte.


Ich könnte noch so viel schreiben, aber jetzt ists mal genug. Morgen werden wir wahrscheinlich der Hitze entfliehen und in die Westghats zu unserer nächsten Station, der Hillstation Munnar, fahren.

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