Unsere Reise
durch Indien ist wunderschön und faszinierend, aber auch anstrengend und
nervenaufreibend. Dass, was wir hier jeden Tag sehen und erleben, lässt sich
eigentlich gar nicht in Worte fassen. Was es hier zu lesen gibt ist also leider
nur eine schwache und stark verkürzte Zusammenfassung.
Kurze
Strecken von z.B. 60 km können mit dem Bus schon mal drei bis vier Stunden
dauern. Die Bergstraßen sind sehr schmal, kurvig, ohne Begrenzung von
unheimlich tiefen Abhängen gesäumt und
in beide Richtungen befahren. So schlägt das Herz schon mal schneller und es
bleibt einem die Luft weg, wenn der Bus in einer Serpentine, gefährlich nah am
Abhang, ein anderes Fahrzeug überholt. Aber die indischen Busfahrer scheinen
mir schon zu wissen was sie tun. Bisher sind wir auf jeden Fall immer gut
angekommen.
Munnar ist
ein kleiner aber trotzdem smoggiger und überlaufener Ort in den Westghats.
Obwohl es zuerst so schien, dass wir überhaupt keine annehmbare Unterkunft
finden würden, haben wir dann doch Glück gehabt und sind bei einer Familie
untergekommen, die in einem kleinen, idyllischen Häuschen mitten in den
Teeplantagen um die Stadt herum lebt und dort zwei Zimmer günstig vermietet. In
dem anderen Zimmer hat eine Gruppe Israelis gewohnt, mit denen wir uns
angefreundet haben. Die haben uns auch von einer Trekkingroute zu einem kleinen
Ort in den Bergen erzählt, den man noch nicht einmal auf einer Landkarte
findet.
Nachdem wir
herausgefunden hatten, dass das Trekking von Kerala nach Tamil Nadu nicht
erlaubt ist (in die andere Richtung aber schon), haben wir uns entschlossen
zumindest einen Teil der Route einfach auf eigene Faust zurück zu legen. So
sind wir morgens früh samt Gepäck mit einem Bus zu der Bergspitze gefahren und
von dort aus 15km durch die Berglandschaft abwärts gewandert. Der Weg war ein
bisschen holprig und wir haben ihn noch Tage danach in den Beinen gespürt, aber
die Aussicht war fantastisch! Von dem klitzekleinen Dorf, in dem wir angekommen
sind, wollten wir dann einen Bus zu unserem Zielort nehmen. An jedem lauten von
Menschen und Bussen überfüllten Busbahnhof, an dem wir angekommen sind, wurden
wir aber nur in einen neuen Bus gesetzt und mussten so insgesamt noch fünf
Stunden in vier verschiedenen holprigen Bussen verbringen bis wir fix und
fertig von den Strapazen und dem Lärm in Kodaikanal angekommen sind. Dort und
in Vattakanal, den von den Israelis empfohlenen Ort, konnten wir uns dann aber
wieder ein paar Tage erholen. In Vatta sind wir am ersten Tag mit ein paar
anderen zu einer Klippe gelaufen. Ich
bin noch nie an einem vergleichbaren Ort gewesen! Am Ende der Klippe ging es
unendlich Tief und so steil bergab, dass man die darunter liegende Felswand
nicht einmal sehen konnte. Man konnte hunderte von Kilometern in die Ferne über
die Berge und das dahinter liegende Tal und von oben auf die Wolken blicken. Im nächsten Moment zogen die
Wolken nach oben an uns vorbei, sodass wir in ein deckendes Weiß eingehüllt
waren und es so aussah, als befände sich der Boden unter unseren Füßen mitten
im Nichts.
Auf 2300
Metern war es auch tatsächlich recht kühl, aber für umgerechnet 1,50 Euro konnten
wir uns warme Wollpullis kaufen und in unserem Zimmer gab es einen offenen
Kamin, in dem wir uns abends ein schönes Feuer machen konnten.
Weil wir
dann aber doch die Sonne vermisst haben, sind wir nach einigen Tagen nach
Mysore aufgebrochen. Wir hatten einen Nachtbus von einem Ort am Fuß der Berge aus reserviert und
mussten dorthin mit einem normalen Bus fahren. Der besagte Busbahnhof war
riesig und laut von dem ständigen Hupen. Ein penetranter Uringeruch lag in der
Luft. Am Rand gab es tausende kleine Shops die alles von Plastikspielzeug über
Billigschmuck bis frittierte Snacks verkauft haben. Überall schliefen
spindeldürre Menschen auf dem dreckigen Steinboden. Wir mussten vier Stunden
auf unseren Nachtbus warten und wurden immer unruhiger, weil niemand uns sagen
konnte wo unser Bus abfuhr bzw. auch die Leute in dem Ticketbüro kein Englisch
sprachen und unser Ticket nicht erkannten.
Als wir gerade in den falschen Bus eingesteigen wollten, erschien der Mann aus dem Ticketbüro
aus Kodaikanal, wo wir das Ticket gekauft hatten. Er war uns mit dem dem Moped
drei Stunden im Dunkeln auf den gefährlichen Straßen hinterher gefahren, weil
wir aufgrund eines Kommunikationsproblems nur die Quittung, nicht aber die
Tickets mitgenommen hatten…
Claudius und
ich werden auch häufig von neugierigen Indern gefragt, ob wir verheiratet sind.
Der Einfachheit halber sagen wir meistens ja. Wenn wir dann auf eine weitere
Frage antworten müssen, dass wir keine Kinder haben, werden wir oft mitleidig
angeguckt oder auf die Schulter getätschelt J. Dann wollen die Inder meist noch
ein Foto.
Abgesehen
von solchen netten Begegnungen haben wir leider das Gefühl, dass viele
Einheimische in Mysore stark darauf aus sind uns in irgendwelche Hintergassen
zu locken bzw. erst vorgeben sich anfreunden zu wollen und später Geld
verlangen.
Ansonsten mit Schulkindern vollgestopfte Rikshwas, schmale Gassen mit niedrigen Häusern, Hühnern und Schafen, angemalte Ziegen und Kühe, eine Moschee, christliche Kirche und Hindutempel innerhalb von 100 Metern, Menschen die Müllberge mit bloßen Händen in einen Lastwagen laden… viel Verkehr, viele Menschen, viel Essen, viele Farben, viele Gerüche, viele Läden, viel Leben auf den Straßen.
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