Don’t worry,
be Hampi! Bis vor einem Tag war das der perfekte Slogan für diesen
wunderschönen Ort. Hampi ist ein kleines Dorf, gesäumt von einem riesigen
Tempelgebiet auf der einen und einem kleinen Fluss auf der anderen Seite.
Überquert man den Fluss mit einem kleinen Boot, findet man einen Weg mit
Guesthouses, kleinen Shops und Restaurants, umgeben von einer zauberhaften
Landschaft – quasi alles was das Backpackerherz begehrt. Überall befinden sich
Reis- und Bananenfelder, Kokospalmen und Steinformationen, wie ich sie noch nie
gesehen habe. Die
riesigen, runden Steinfelsen liegen kreuz und quer übereinander und bilden eine
Art Mondlandschaft direkt hinter den saftig grünen Feldern. Wir haben uns eine
kleine Lehmhütte hinter den Reisfeldern, abseits des Weges gemietet und nun
eine Woche in diesem Paradies verbracht.
Wir haben die Tempel bestaunt und
Laxmi, dem Tempelelefanten, beim Baden im Fluss zugeguckt. Wir haben in der
Hängematte gelegen und abends den Kröten und Grillen im benachbarten Feld
gelauscht oder es uns in einer der kleinen Bars auf einer bunten Matratze
gemütlich gemacht und anderen beim Musizieren mit Gitarre, Flöte oder Hang
zugehört. Alles in allem war es eine entspannte Woche an einem bezaubernden
Ort.
Gestern sind
wir zum Sonnenuntergang auf ein paar hohe Felsen geklettert. Die Aussicht war
atemberaubend. Von oben konnten wir allerdings auch beobachten, wie immer mehr
Polizeiautos vollgeladen mit Polizisten anrollten. Wir dachten zuerst, dass es
sich um eine Art Razzia handelt. Als wir später einen der Locals fragten, warum
so viele Polizisten vor Ort seien, lachte er mit einer Mischung aus Wut und
Hilflosigkeit und meinte nur: „They come to destroy this place“. Noch an demselben
Abend wurden nahezu alle der kleinen Restaurants und Shops und auch einige
Guesthouses geräumt. Familien standen mit ihrem wenigen Hab und Gut neben den
kleinen Hütten, die noch vor wenigen Stunden ihre Restaurants gewesen waren.
Wir haben uns mit einigen Bekannten unterhalten. Keiner wusste wie es weiter
gehen soll, wohin und was nun. Heute Morgen sind wir um 7:30 Uhr von dem Lärm eines Bulldozers geweckt worden,
der die benachbarten Lehmhäuser unter Polizeiaufsicht niedergerissen hat. Der
Besitzer stand mit Tränen in den Augen am Rand und musste zuschauen, wie seine
Existenzgrundlage in den Boden gestampft wurde. Später sind wir die kleine
Straße entlang gegangen, die nun an ein Katastrophengebiet erinnert. All die
kleinen Läden sind zerstört worden, überall Trümmer und verzweifelte Menschen.
Bei
den Tempelanlagen um Hampi herum handelt es sich um UNESCO Kulturerbe. Einige
Wohnhäuser in dem Dorf sind in den letzten Wochen bereits von jetzt auf gleich
eingerissen worden, weil sie zu nah an den Tempeln stehen. Die Bewohner können
meist keine Entschädigung erwarten. Es wird geredet, dass die Regierung die
Tempellandschaft, die zurzeit noch für jeden offen ist, nur für geführte Touren
erlauben will. Ein 5-Sterne-Hotel wird bereits in der Gegend gebaut. Hippies
und Backpacker mit kleinem Budget sind nicht gern gesehen. Ich weiß nicht
inwiefern die Besitzer der kleinen Läden Berechtigungen oder Lizenzen hatten,
aber zu sehen, wie sie von einen Tag auf den anderen auf einmal mit nichts dastehen
und nichts für sie tun zu können, ist sehr bedrückend.
Hier ein Link zum weiterlesen: http://www.guardian.co.uk/world/2012/may/27/hampi-india-heritage-temples-eviction
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