Uns geht es so richtig gut! Um den Stress der letzten Wochen
und Monate auszukurieren sind wir wie gesagt erst einmal Richtung Goa gefahren.
Dort war unser erster Halt Anjurna, einer der berüchtigten Hippiestrände im
Norden Goas. Dafür dass wir gehört hatten, dass es dort inzwischen sehr touristisch zugehen soll, waren wir auf jeden
Fall positiv überrascht. Es waren zwar
schon einige Touristen dort, dabei handelte es sich aber um eine nette Mischung
aus jungen Backpackern wie uns, Althippies und Indern. Auch wenn hier
inzwischen sicherlich alles viel bekannter und kommerzieller ist als vor 40
Jahren, so ist es doch nicht überfüllt und man spürt doch noch die
Hippieatmosphäre, wenn man in einer der bunt beleuchteten Strandbars auf einem
gemütlichen Kissen sitzt und einen Fruchtshake schlürft.
Der Strand ist gesäumt von Palmen, dahinter befindet sich ein schmaler Pfad aus roter Erde mit einigen Ständen an denen farbenfrohe Tücher und Kleidung angeboten werden. Schlendert man diesen Pfad oder den Strand entlang, trifft man auch nicht selten auf kleine Kuhherden. Ich befinde mich in einem gewissen Zwiespalt, weil ich die friedlichen Vierbeiner einerseits gerne streicheln würde, andererseits aber auch großen Respekt vor ihren spitzen, langen Hörnern habe.
Nach zwei entspannten Tagen am Strand sind wir auf die Idee
gekommen uns einen Roller auszuleihen um uns die Umgebung ein bisschen genauer
anzuschauen. Unser erstes Ziel war
Panaji, die Hauptstadt Goas, von der wir viel Gutes gehört haben. Ich war am
Anfang etwas zaghaft mit dem Roller, Claudius hinten drauf, Linksverkehr und
die indische Fahrweise. Zum Glück herrscht hier in Goa jedoch recht wenig
Verkehr und schnell haben wir auch die Hupzeichen verstanden: einmal kurz –
Achtung, ich komme; zweimal kurz - ich überhole; mehrmals kurz – mach Platz;
einmal lang – mach schnell Platz! J.
Wir sind als freudig losgefahren und fühlten uns schon wie die Könige der Welt,
als wir kurz vor Panaji von der Polizei heraus gewunken wurden. Sie wollten nur
unsere Führerscheine sehen, leider hat jedoch keiner von uns einen
internationalen Führerschein oder wenigstens den europäischen dabei… naja,
Claudius hat sich dann zurück gehalten - da er ca. 5 Mal am Tag gefragt wird,
ob er Drogen jeglicher Art kaufen will, dachten wir uns, dass seine Frisur wohl
zu einigen Vorurteilen führt - und ich hab als braves Mädchen mit feuchten
Augen mit dem Polizist verhandelt. Leider mussten wir dann doch ne saftige
Strafe zahlen (ca. 18 Euro), durften aber weiter. Wir haben dann aber direkt
kehrt gemacht um uns lieber die Küstenregion anzuschauen, wo keine
Polizeikontrollen zu erwarten sind. Damit war das Abenteuer aber keineswegs
vorbei! Als Ziel hatten wir uns einen im Norden gelegenen Hippiestrand
vorgenommen. Der Weg dahin war bezaubernd! Serpentinen durch den Jungle,
bergauf, bergab, vorbei an alten wunderschönen portugiesischen Häusern, denen
man den Einfluss der Natur der letzten Jahrzehnte ansieht, wodurch sie aber nur
an Charme gewinnen. Und überall auf der Straße Street Bumps, die von einem zu
übermütigen Tempo abhalten sollen und dies auch tun. Schon wenn man mit ca. 20
km/h über eine dieser steilen Bodenwellen fährt, hebt man einen gefühlten Meter
ab. Nachdem wir uns am Strand von der holprigen Fahrt erholt hatten, wollten
wir uns gemütlich auf den Rückweg machen. Irgendwann sind wir dann an einer
Stelle angekommen, wo die Straße zu Ende war. Vorher schon kam uns alles ein
bisschen anders vor, wir sind an vielen einheimischen Dörfchen im Jungle vorbei
gekommen, an die wir uns nicht erinnern konnten. Wie sich rausstellen sollte
sind wir genau in die falsche Richtung gefahren. Das wäre weiter kein Problem
gewesen, wenn es nicht schon kurz vor Sonnenuntergang gewesen wäre. Die Straßen
sind nämlich nicht oder kaum beleuchtet und nicht nur LKW, die sich hier auch
gerne mal in Kurven überholen, sondern auch die schwarzen Kühe, die man im
Dunkeln quasi nicht sieht, haben uns etwas beunruhigt. Der Rückweg war also
ziemlich aufregend, wir habens aber dann doch noch geschafftJ.
Am Abend sind wir dann durch Zufall auf eine Goaparty
gestoßen. Wir sind am Strand spazieren gegangen und haben in der Ferne gesehen,
wie jemand eine Feuershow gemacht hat. Dort angekommen fanden wir es zwar ganz
cool mal da zu sein, jedoch doch eher ernüchternd. Viele besoffene „Hippies“,
bei denen das Hippiesein sich meiner Meinung nach vor allem auf das Tragen
zerfetzter oder leuchtende Kleidung beschränkt, extrem laute, eintönige
Elektromusik und dazwischen bettelnde Kinder.
Wenige Tage später sind wir dann nach Panaji gefahren. Auf
dem Weg dahin haben wir einen kleinen Abstecher zu dem schönen einheimischen Markt
in Mapusa gemacht, wo wir einen riesen Spaß hatten uns so lange rumzufragen,
bis wir alle Zutaten für eine Dhoop-Zubereitung (Weihrauch) hatten. Dazu gehört
eine Messingschale mit Griff, Kohle, die wir letztendlich von einem
Nussverkäufer geschenkt bekommen haben und das Dhooppulver. Das ganze wird bei
Abenddämmerung angezündet um böse Geister und vor allem Mosquitos zu
vertreiben.
In Panaji haben wir einen Tag verbracht und uns dann auf den
Weg nach Südgoa gemacht. Gefahren sind wir mit den öffentlichen, überfüllten
und klapprigen Bussen, was bei offenem Fenstern aber sehr erträglich ist und
quasi nichts kostet. Für die ca. zweistündige Fahrt durch die mit Palmen und
anderen tropischen Pflanzen bewachsenen Berge nach Pandolem haben wir z. B. nur
50 Cent bezahlt. Und jetzt sind wir angekommen. Angekommen im Paradies. Ich
sitze gerade auf der Veranda unserer kleinen Hütte direkt am Meer. Wir kriegen
das Grinsen nicht aus den Gesichtern und können selbst gar nicht glauben wie
schön es hier ist! Aber dazu ein andermal mehr.
Hey Anne! Klingt ja mega toll!
AntwortenLöschenNimmt auf jeden Fall die Befürchtungen die ich gegenüber Indien bisher hatte :-)
Wünsch dir (bzw euch) weiter ne ganz tolle Zeit!
Liebe Grüße aus Freiburg,
Becca