Als wir einen Tag vor unserem Abflug Richtung Eifel aufgebrochen sind, wo
unser Bus uns wegen des Schnees noch nicht einmal bis zu der vorgesehenen
Haltestelle bringen konnte, hatte ich schon ein etwas ungutes Gefühl… was wenn
am nächsten Tag die Straßen oder sogar die Start- und Landebahnen am Flughafen
vereist wären?! Komplikationen bei der Abreise bin ich ja schließlich schon
gewöhnt. Als wir dann aber pünktlich zwei Stunden vor Abflug am Frankfurter Flughafen
eintrafen, war ich unheimlich erleichtert, dass alles gut gelaufen war. Bis ich
einchecken wollte. Anscheinend hatte STA-Travel einen Fehler gemacht, sodass
mein Ticket keine Ausreise erlaubte. Nach 1 ½
Stunden sinnlosen Telefonaten, panischem zwischen Schaltern Hin- und
Herlaufen und angespanntem Warten durfte es dann aber auch für mich losgehen
(Ein Hoch auf die Superviserin von Oman Air)!
Bei der Landung wunderten wir uns, dass der Flughafen Mumbai
tatsächlich Mitten in der Stadt ist. Direkt (!) neben der Landebahn befinden
sich Wohnhäuser, wenn man denn von Häusern reden kann, auf jeden Fall wird dort
gewohnt. Noch im Flugzeug stieß uns ein ganz spezieller Geruch –eine Mischung
aus Abgasen, Abwässern und allgemeiner Muffigkeit - in die Nase. War das der
Grund warum die Stewardess uns kurz vor der Landung mit einer Flasche Raumspray
beinahe erstickt hatte? „Welcome to India! Everyone is in a rush.“, sagte der
nette Inder, der im Flugzeug neben mir gesessen hatte, bevor er wie alle
anderen aufsprang und zur Tür des Flugzeugs drängelte, als sei diese nur für wenige Sekunden geöffnet.
Um ca. 6 Uhr morgens befanden wir uns in einem der
klapprigen gelb-schwarzen Taxis auf dem Weg zum südlichsten Zipfel der
Halbinsel, dem Stadtteil Colabra. Unsere 45minütige Fahrt führte uns vorbei an
Dharavi, dem größten Slum Asiens, Tempeln, Hochhäusern, vielen eindrucksvollen, palastähnlichen
Gebäuden der Kolonialzeit und war auch schon allein durch das Mittendrinsein im
indischen Verkehrsgeschehen, wo weder rote Ampeln, noch Fahrtrichtungen,
Sicherheitsabstände oder jegliche Verkehrsregeln Beachtung finden, ein
wunderbares Abenteuer. Auf der Suche nach einem einigermaßen günstigen
Guesthouse – Mumbai gilt als hippe Mode- und Bollywoodstadt und ist daher
verhältnismäßig teuer - konnten wir beobachten wie die Stadt an diesem diesigen
Morgen zum Leben erwachte. Die ersten Menschen auf den Bürgersteigen räkelten
sich unter ihren Decken hervor, der Verkehr und das ständige Hupen der Autos
nahm zu, einige Straßenstände wurden aufgebaut und ein Hindu-Priester segnete
mich mit einem roten Punkt auf der Stirn. Nach zwei Stunden hatte ich mir dann meine
erste Blase gelaufen und kurz danach haben wir auch India Guest House gefunden,
dessen Zimmer durch spartanische Einrichtung, klapprige Ventilatoren und dünne
Trennwände, die nicht ganz bis zur Decke reichen, beeindruckenJ.
Der Wirbel von Mumbai hat uns förmlich aufgesogen. Frauen in
farbenprächtigen Saris. An jeder Ecke Händler die einem alles Erdenkliche
anbieten und im Gegensatz zu dem, was wir gehört haben, durch ein freundliches
aber bestimmtes, „No, thank you!“ auch sofort wieder loszuwerden sind. Tausend
Gerüche von Essen, Jasmin und Räucherstäbchen. Frische Kokosnuss zum Trinken
und Auslöffeln. In den Restaurants müssen wir immer auf gut Glück bestellen,
aber wir kennen jetzt schon einige Leckereien – und einige komische Dinge. An
dieser Stelle muss ich hinzufügen, dass Claudius bezüglich des Essens wesentlich mutiger als ich und auch sonst die
Gelassenheit in Person ist. Bunt-leuchtende Pferdekutschen im Dunkeln. Das
Angebot als Statisten für 500 Rupien am Tag in einem Bollywoodfilm
mitzuspielen. Ich habe meine Spiegelreflexkamera verloren und zurück bekommen. Eine
Bootsfahrt zu Elephanta, einer Insel mit alten kunstvollen Hindu-Höhlen und
freilaufenden Affen. Eine Kuh, die (erfolgreich) einen Mann bedroht um dessen
Maiskolben zu ergattern. Züge, die mit offenen Türen fahren. Die von alten,
tropischen Bäumen gesäumten Straßen von Colabra. Und vieles, vieles mehr…
Obwohl wir nur drei Tage in Mumbai waren, kam es uns vor wie mindestens eine Woche. Letzte Nacht sind wir dann mit einem holprigen und bedenklich lauten Schlafbus nach Anjuna in Goa gefahren, wo wir gerade in einer Strandbar sitzen und aufs Meer blicken.
Hört sich fantastisch an!Schön, dass ihr so gut in Indien angekommen seit :)
AntwortenLöschenallerdings, traumhaft schöne beschreibung! übder das ticket musste ich lachen. liebe grüße nach Indien, lasst es euch gut gehen! :-*
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