Samstag, 19. Januar 2013

Welcome to India!

Als wir einen Tag vor unserem  Abflug Richtung Eifel aufgebrochen sind, wo unser Bus uns wegen des Schnees noch nicht einmal bis zu der vorgesehenen Haltestelle bringen konnte, hatte ich schon ein etwas ungutes Gefühl… was wenn am nächsten Tag die Straßen oder sogar die Start- und Landebahnen am Flughafen vereist wären?! Komplikationen bei der Abreise bin ich ja schließlich schon gewöhnt. Als wir dann aber pünktlich zwei Stunden vor Abflug am Frankfurter Flughafen eintrafen, war ich unheimlich erleichtert, dass alles gut gelaufen war. Bis ich einchecken wollte. Anscheinend hatte STA-Travel einen Fehler gemacht, sodass mein Ticket keine Ausreise erlaubte. Nach 1 ½  Stunden sinnlosen Telefonaten, panischem zwischen Schaltern Hin- und Herlaufen und angespanntem Warten durfte es dann aber auch für mich losgehen (Ein Hoch auf die Superviserin von Oman Air)!

Bei der Landung wunderten wir uns, dass der Flughafen Mumbai tatsächlich Mitten in der Stadt ist. Direkt (!) neben der Landebahn befinden sich Wohnhäuser, wenn man denn von Häusern reden kann, auf jeden Fall wird dort gewohnt. Noch im Flugzeug stieß uns ein ganz spezieller Geruch –eine Mischung aus Abgasen, Abwässern und allgemeiner Muffigkeit - in die Nase. War das der Grund warum die Stewardess uns kurz vor der Landung mit einer Flasche Raumspray beinahe erstickt hatte? „Welcome to India! Everyone is in a rush.“, sagte der nette Inder, der im Flugzeug neben mir gesessen hatte, bevor er wie alle anderen aufsprang und zur Tür des Flugzeugs drängelte,  als sei diese nur für wenige Sekunden geöffnet.

Um ca. 6 Uhr morgens befanden wir uns in einem der klapprigen gelb-schwarzen Taxis auf dem Weg zum südlichsten Zipfel der Halbinsel, dem Stadtteil Colabra. Unsere 45minütige Fahrt führte uns vorbei an Dharavi, dem größten Slum Asiens, Tempeln, Hochhäusern,  vielen eindrucksvollen, palastähnlichen Gebäuden der Kolonialzeit und war auch schon allein durch das Mittendrinsein im indischen Verkehrsgeschehen, wo weder rote Ampeln, noch Fahrtrichtungen, Sicherheitsabstände oder jegliche Verkehrsregeln Beachtung finden, ein wunderbares Abenteuer. Auf der Suche nach einem einigermaßen günstigen Guesthouse – Mumbai gilt als hippe Mode- und Bollywoodstadt und ist daher verhältnismäßig teuer - konnten wir beobachten wie die Stadt an diesem diesigen Morgen zum Leben erwachte. Die ersten Menschen auf den Bürgersteigen räkelten sich unter ihren Decken hervor, der Verkehr und das ständige Hupen der Autos nahm zu, einige Straßenstände wurden aufgebaut und ein Hindu-Priester segnete mich mit einem roten Punkt auf der Stirn. Nach zwei Stunden hatte ich mir dann meine erste Blase gelaufen und kurz danach haben wir auch India Guest House gefunden, dessen Zimmer durch spartanische Einrichtung, klapprige Ventilatoren und dünne Trennwände, die nicht ganz bis zur Decke reichen, beeindruckenJ.

Der Wirbel von Mumbai hat uns förmlich aufgesogen. Frauen in farbenprächtigen Saris. An jeder Ecke Händler die einem alles Erdenkliche anbieten und im Gegensatz zu dem, was wir gehört haben, durch ein freundliches aber bestimmtes, „No, thank you!“ auch sofort wieder loszuwerden sind. Tausend Gerüche von Essen, Jasmin und Räucherstäbchen. Frische Kokosnuss zum Trinken und Auslöffeln. In den Restaurants müssen wir immer auf gut Glück bestellen, aber wir kennen jetzt schon einige Leckereien – und einige komische Dinge. An dieser Stelle muss ich hinzufügen, dass Claudius bezüglich des Essens  wesentlich mutiger als ich und auch sonst die Gelassenheit in Person ist. Bunt-leuchtende Pferdekutschen im Dunkeln. Das Angebot als Statisten für 500 Rupien am Tag in einem Bollywoodfilm mitzuspielen. Ich habe meine Spiegelreflexkamera verloren und zurück bekommen. Eine Bootsfahrt zu Elephanta, einer Insel mit alten kunstvollen Hindu-Höhlen und freilaufenden Affen. Eine Kuh, die (erfolgreich) einen Mann bedroht um dessen Maiskolben zu ergattern. Züge, die mit offenen Türen fahren. Die von alten, tropischen Bäumen gesäumten Straßen von Colabra. Und vieles, vieles mehr… Obwohl wir nur drei Tage in Mumbai waren, kam es uns vor wie mindestens eine Woche. Letzte Nacht sind wir dann mit einem holprigen und bedenklich lauten Schlafbus nach Anjuna in Goa gefahren, wo wir gerade in einer Strandbar sitzen und aufs Meer blicken.


 Eine typische Gasse Mumbais.















Mahalaxmi Dhobi Ghat:
In Mumbai werden keine Waschmaschinen benutzt. Wer seine Wäsche in eine Wäscherei gibt, kann davon ausgehen, dass sie hier von einem der über 1000 Mitarbeiter von Hand gewaschen wird.






Claudius in unserem Sleeper-Abteil.

2 Kommentare:

  1. Hört sich fantastisch an!Schön, dass ihr so gut in Indien angekommen seit :)

    AntwortenLöschen
  2. allerdings, traumhaft schöne beschreibung! übder das ticket musste ich lachen. liebe grüße nach Indien, lasst es euch gut gehen! :-*

    AntwortenLöschen