Freitag, 25. Januar 2013

Goa


Uns geht es so richtig gut! Um den Stress der letzten Wochen und Monate auszukurieren sind wir wie gesagt erst einmal Richtung Goa gefahren. Dort war unser erster Halt Anjurna, einer der berüchtigten Hippiestrände im Norden Goas. Dafür dass wir gehört hatten, dass es dort inzwischen sehr  touristisch zugehen soll, waren wir auf jeden Fall positiv überrascht.  Es waren zwar schon einige Touristen dort, dabei handelte es sich aber um eine nette Mischung aus jungen Backpackern wie uns, Althippies und Indern. Auch wenn hier inzwischen sicherlich alles viel bekannter und kommerzieller ist als vor 40 Jahren, so ist es doch nicht überfüllt und man spürt doch noch die Hippieatmosphäre, wenn man in einer der bunt beleuchteten Strandbars auf einem gemütlichen Kissen sitzt und einen Fruchtshake schlürft. 
Der Strand ist gesäumt von Palmen, dahinter befindet sich ein schmaler Pfad aus roter Erde mit einigen Ständen an denen farbenfrohe Tücher und Kleidung angeboten werden. Schlendert man diesen Pfad oder den Strand entlang, trifft man auch nicht selten auf kleine Kuhherden. Ich befinde mich in einem gewissen Zwiespalt, weil ich die friedlichen Vierbeiner einerseits gerne streicheln würde, andererseits aber auch großen Respekt vor ihren spitzen, langen Hörnern habe.


Nach zwei entspannten Tagen am Strand sind wir auf die Idee gekommen uns einen Roller auszuleihen um uns die Umgebung ein bisschen genauer anzuschauen.  Unser erstes Ziel war Panaji, die Hauptstadt Goas, von der wir viel Gutes gehört haben. Ich war am Anfang etwas zaghaft mit dem Roller, Claudius hinten drauf, Linksverkehr und die indische Fahrweise. Zum Glück herrscht hier in Goa jedoch recht wenig Verkehr und schnell haben wir auch die Hupzeichen verstanden: einmal kurz – Achtung, ich komme; zweimal kurz - ich überhole; mehrmals kurz – mach Platz; einmal lang – mach schnell Platz! J. Wir sind als freudig losgefahren und fühlten uns schon wie die Könige der Welt, als wir kurz vor Panaji von der Polizei heraus gewunken wurden. Sie wollten nur unsere Führerscheine sehen, leider hat jedoch keiner von uns einen internationalen Führerschein oder wenigstens den europäischen dabei… naja, Claudius hat sich dann zurück gehalten - da er ca. 5 Mal am Tag gefragt wird, ob er Drogen jeglicher Art kaufen will, dachten wir uns, dass seine Frisur wohl zu einigen Vorurteilen führt - und ich hab als braves Mädchen mit feuchten Augen mit dem Polizist verhandelt. Leider mussten wir dann doch ne saftige Strafe zahlen (ca. 18 Euro), durften aber weiter. Wir haben dann aber direkt kehrt gemacht um uns lieber die Küstenregion anzuschauen, wo keine Polizeikontrollen zu erwarten sind. Damit war das Abenteuer aber keineswegs vorbei! Als Ziel hatten wir uns einen im Norden gelegenen Hippiestrand vorgenommen. Der Weg dahin war bezaubernd! Serpentinen durch den Jungle, bergauf, bergab, vorbei an alten wunderschönen portugiesischen Häusern, denen man den Einfluss der Natur der letzten Jahrzehnte ansieht, wodurch sie aber nur an Charme gewinnen. Und überall auf der Straße Street Bumps, die von einem zu übermütigen Tempo abhalten sollen und dies auch tun. Schon wenn man mit ca. 20 km/h über eine dieser steilen Bodenwellen fährt, hebt man einen gefühlten Meter ab. Nachdem wir uns am Strand von der holprigen Fahrt erholt hatten, wollten wir uns gemütlich auf den Rückweg machen. Irgendwann sind wir dann an einer Stelle angekommen, wo die Straße zu Ende war. Vorher schon kam uns alles ein bisschen anders vor, wir sind an vielen einheimischen Dörfchen im Jungle vorbei gekommen, an die wir uns nicht erinnern konnten. Wie sich rausstellen sollte sind wir genau in die falsche Richtung gefahren. Das wäre weiter kein Problem gewesen, wenn es nicht schon kurz vor Sonnenuntergang gewesen wäre. Die Straßen sind nämlich nicht oder kaum beleuchtet und nicht nur LKW, die sich hier auch gerne mal in Kurven überholen, sondern auch die schwarzen Kühe, die man im Dunkeln quasi nicht sieht, haben uns etwas beunruhigt. Der Rückweg war also ziemlich aufregend, wir habens aber dann doch noch geschafftJ.

Am Abend sind wir dann durch Zufall auf eine Goaparty gestoßen. Wir sind am Strand spazieren gegangen und haben in der Ferne gesehen, wie jemand eine Feuershow gemacht hat. Dort angekommen fanden wir es zwar ganz cool mal da zu sein, jedoch doch eher ernüchternd. Viele besoffene „Hippies“, bei denen das Hippiesein sich meiner Meinung nach vor allem auf das Tragen zerfetzter oder leuchtende Kleidung beschränkt, extrem laute, eintönige Elektromusik und dazwischen bettelnde Kinder.
Wenige Tage später sind wir dann nach Panaji gefahren. Auf dem Weg dahin haben wir einen kleinen  Abstecher zu dem schönen einheimischen Markt in Mapusa gemacht, wo wir einen riesen Spaß hatten uns so lange rumzufragen, bis wir alle Zutaten für eine Dhoop-Zubereitung (Weihrauch) hatten. Dazu gehört eine Messingschale mit Griff, Kohle, die wir letztendlich von einem Nussverkäufer geschenkt bekommen haben und das Dhooppulver. Das ganze wird bei Abenddämmerung angezündet um böse Geister und vor allem Mosquitos zu vertreiben.
In Panaji haben wir einen Tag verbracht und uns dann auf den Weg nach Südgoa gemacht. Gefahren sind wir mit den öffentlichen, überfüllten und klapprigen Bussen, was bei offenem Fenstern aber sehr erträglich ist und quasi nichts kostet. Für die ca. zweistündige Fahrt durch die mit Palmen und anderen tropischen Pflanzen bewachsenen Berge nach Pandolem haben wir z. B. nur 50 Cent bezahlt. Und jetzt sind wir angekommen. Angekommen im Paradies. Ich sitze gerade auf der Veranda unserer kleinen Hütte direkt am Meer. Wir kriegen das Grinsen nicht aus den Gesichtern und können selbst gar nicht glauben wie schön es hier ist! Aber dazu ein andermal mehr. 

Samstag, 19. Januar 2013

Welcome to India!

Als wir einen Tag vor unserem  Abflug Richtung Eifel aufgebrochen sind, wo unser Bus uns wegen des Schnees noch nicht einmal bis zu der vorgesehenen Haltestelle bringen konnte, hatte ich schon ein etwas ungutes Gefühl… was wenn am nächsten Tag die Straßen oder sogar die Start- und Landebahnen am Flughafen vereist wären?! Komplikationen bei der Abreise bin ich ja schließlich schon gewöhnt. Als wir dann aber pünktlich zwei Stunden vor Abflug am Frankfurter Flughafen eintrafen, war ich unheimlich erleichtert, dass alles gut gelaufen war. Bis ich einchecken wollte. Anscheinend hatte STA-Travel einen Fehler gemacht, sodass mein Ticket keine Ausreise erlaubte. Nach 1 ½  Stunden sinnlosen Telefonaten, panischem zwischen Schaltern Hin- und Herlaufen und angespanntem Warten durfte es dann aber auch für mich losgehen (Ein Hoch auf die Superviserin von Oman Air)!

Bei der Landung wunderten wir uns, dass der Flughafen Mumbai tatsächlich Mitten in der Stadt ist. Direkt (!) neben der Landebahn befinden sich Wohnhäuser, wenn man denn von Häusern reden kann, auf jeden Fall wird dort gewohnt. Noch im Flugzeug stieß uns ein ganz spezieller Geruch –eine Mischung aus Abgasen, Abwässern und allgemeiner Muffigkeit - in die Nase. War das der Grund warum die Stewardess uns kurz vor der Landung mit einer Flasche Raumspray beinahe erstickt hatte? „Welcome to India! Everyone is in a rush.“, sagte der nette Inder, der im Flugzeug neben mir gesessen hatte, bevor er wie alle anderen aufsprang und zur Tür des Flugzeugs drängelte,  als sei diese nur für wenige Sekunden geöffnet.

Um ca. 6 Uhr morgens befanden wir uns in einem der klapprigen gelb-schwarzen Taxis auf dem Weg zum südlichsten Zipfel der Halbinsel, dem Stadtteil Colabra. Unsere 45minütige Fahrt führte uns vorbei an Dharavi, dem größten Slum Asiens, Tempeln, Hochhäusern,  vielen eindrucksvollen, palastähnlichen Gebäuden der Kolonialzeit und war auch schon allein durch das Mittendrinsein im indischen Verkehrsgeschehen, wo weder rote Ampeln, noch Fahrtrichtungen, Sicherheitsabstände oder jegliche Verkehrsregeln Beachtung finden, ein wunderbares Abenteuer. Auf der Suche nach einem einigermaßen günstigen Guesthouse – Mumbai gilt als hippe Mode- und Bollywoodstadt und ist daher verhältnismäßig teuer - konnten wir beobachten wie die Stadt an diesem diesigen Morgen zum Leben erwachte. Die ersten Menschen auf den Bürgersteigen räkelten sich unter ihren Decken hervor, der Verkehr und das ständige Hupen der Autos nahm zu, einige Straßenstände wurden aufgebaut und ein Hindu-Priester segnete mich mit einem roten Punkt auf der Stirn. Nach zwei Stunden hatte ich mir dann meine erste Blase gelaufen und kurz danach haben wir auch India Guest House gefunden, dessen Zimmer durch spartanische Einrichtung, klapprige Ventilatoren und dünne Trennwände, die nicht ganz bis zur Decke reichen, beeindruckenJ.

Der Wirbel von Mumbai hat uns förmlich aufgesogen. Frauen in farbenprächtigen Saris. An jeder Ecke Händler die einem alles Erdenkliche anbieten und im Gegensatz zu dem, was wir gehört haben, durch ein freundliches aber bestimmtes, „No, thank you!“ auch sofort wieder loszuwerden sind. Tausend Gerüche von Essen, Jasmin und Räucherstäbchen. Frische Kokosnuss zum Trinken und Auslöffeln. In den Restaurants müssen wir immer auf gut Glück bestellen, aber wir kennen jetzt schon einige Leckereien – und einige komische Dinge. An dieser Stelle muss ich hinzufügen, dass Claudius bezüglich des Essens  wesentlich mutiger als ich und auch sonst die Gelassenheit in Person ist. Bunt-leuchtende Pferdekutschen im Dunkeln. Das Angebot als Statisten für 500 Rupien am Tag in einem Bollywoodfilm mitzuspielen. Ich habe meine Spiegelreflexkamera verloren und zurück bekommen. Eine Bootsfahrt zu Elephanta, einer Insel mit alten kunstvollen Hindu-Höhlen und freilaufenden Affen. Eine Kuh, die (erfolgreich) einen Mann bedroht um dessen Maiskolben zu ergattern. Züge, die mit offenen Türen fahren. Die von alten, tropischen Bäumen gesäumten Straßen von Colabra. Und vieles, vieles mehr… Obwohl wir nur drei Tage in Mumbai waren, kam es uns vor wie mindestens eine Woche. Letzte Nacht sind wir dann mit einem holprigen und bedenklich lauten Schlafbus nach Anjuna in Goa gefahren, wo wir gerade in einer Strandbar sitzen und aufs Meer blicken.


 Eine typische Gasse Mumbais.















Mahalaxmi Dhobi Ghat:
In Mumbai werden keine Waschmaschinen benutzt. Wer seine Wäsche in eine Wäscherei gibt, kann davon ausgehen, dass sie hier von einem der über 1000 Mitarbeiter von Hand gewaschen wird.






Claudius in unserem Sleeper-Abteil.